Gewalt
Mutig sein! Schreitet ein! Nein heißt Nein!*
*Nur 7,5% der angezeigten Vergewaltiger werden verurteilt
Etwa alle drei Tage wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Das waren im Jahr 2019 111 Frauen, davon in Schleswig-Holstein 15 Frauen. Das Dunkelfeld bei häuslicher Gewalt wird als sehr hoch eingeschätzt. Studien gehen davon aus, dass etwa jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben häuslicher Gewalt erfährt. Eine große, von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Untersuchung ergab, dass etwa jede 7. Frau berichtet, mindestens einmal in ihrem Leben vergewaltigt oder sexuell genötigt worden zu sein.
Das sind hohe Zahlen, die Verurteilung von Sexualstraftäter ist hingegen die Ausnahme: Nur 7.5% der Sexualstraftäter werden tatsächlich auch verurteilt. Während die Anzeigebereitschaft von Frauen nach der jüngsten Sexualstrafrechtsreform erfreulicherweise zugenommen hat, ist die Häufigkeit der Verfahrenseinstellung allerdings gestiegen. In Schleswig-Holstein wurden in jüngster Zeit 73% der Sexualdelikte eingestellt. Damit liegt Schleswig-Holstein über dem Bundesdurchschnitt.
Mut
Mut
Während der Covid-19-Pandemie hat die Gewalt gegen Frauen offenbar deutlich zugenommen. Im April 2020 meldete das Bundeshilfetelefon für Gewalt gegen Frauen 17,5% mehr Anruferinnen, die Hilfe bei häuslicher Gewalt suchten, als zuvor. Beim Hilfetelefon sexueller Missbrauch wurden im Zeitraum März-Oktober 2020 im Vorjahresvergleich 41% mehr Beratungsgespräche geführt.
Eine Studie der TU München zum ersten Lockdown (März/April 2020) weist darauf hin, dass in dieser Zeit etwa 3% der Frauen in Deutschland zu Hause Opfer körperlicher Gewalt wurden. 3,6% der Frauen wurden von ihrem Partner vergewaltigt. In 6,5% aller Haushalte wurden Kinder gewalttätig bestraft. Übertragen auf Schleswig-Holstein würde das bedeuten: 37.405 Frauen haben in diesen zwei Monaten von ihrem Partner körperliche Gewalt erfahren und 44.886 wurden von ihrem Partner vergewaltigt.
Die erschreckend hohen Zahlen machen es umso wichtiger, dass wir die Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht einfach hinnehmen. Sie muss als gesamtgesellschaftliches Problem gesehen werden und nicht als privates, individuelles Ereignis. Mehr Straftäter müssen verurteilt werden. Die Gerichtsverfahren müssen optimiert werden. Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen müssen besser ausgestattet werden. Es muss mehr Geld in die Gewaltprävention fließen, damit diese gar nicht erst geschieht bzw. den Opfern frühzeitiger geholfen werden kann.
Deswegen sagen wir: Mutig sein! Schreitet ein! Nein heißt Nein!